Wegen Scamsoftware - Bitcoinvermögen in Höhe von 850.000 Euro verschwunden
Die Gefühlslage, die Phillipe Christodoulou aktuell durchlaufen muss, lässt sich nur erahnen. Als er einen Blick auf seinen virtuellen Schatz werfen wollte, lud er ungewollt Betrüger ein, sich ebenfalls in seiner Schatzkammer umzusehen. Christodoulou blickt währenddessen vorwurfsvoll zu Apple rüber.
Phillipe Christodoulou konnte bis zuletzt kontinuierlich dabei zusehen, wie der Wert seines mit Bitcoin gefüllten Wallets größer und größer wurde. Musste man vor einem Jahr noch 6.000 Euro für einen Bitcoin auf den virtuellen Ladentisch legen, so stieg der Kurs in den vergangenen zwölf Monaten auf wahnsinnige 50.000 Euro an. Phillipe konnte ganze 17,1 Bitcoin sein Eigen nennen... bis er einen folgenschweren Fehler beging.
Gefälschte App im App Store fing Login-Daten ab
Als Christodoulou einen beruhigenden Blick auf sein Bitcoinkonto werfen wollte, fing das ganze Unheil an. Anstelle der originalen App namens Trezor, lud er sich aus dem App Store eine gefälschte App mit gleichem Namen und Benutzeroberfläche herunter. Wie das Prinzip der sogenannten Scamsoftware funktioniert, haben wir vor kurzem erst thematisiert.
Das kopierte Design in Verbindung mit Apples Versprechen, der App Store wäre für den Nutzer aufgrund komplexer Zulassungsverfahren von Apps ein sicherer Ort, führte dazu, dass der Geschädigte seine Zugangsdaten ahnungslos eintippte. Die gefälschte App führte Phillipe jedoch nicht wie gewünscht zu seinem Kontostand, sondern speicherte lediglich die eingegebenen Logindaten. Mit den abgefangenen Daten war es den Betrügern ein Leichtes, die Kryptowährung zu transferieren. Innerhalb weniger Augenblicke verlor Christodoulou 17,1 Bitcoins, nach dem aktuellen Wechselkurs wurde er damit um 850.000 Euro erleichtert. Kaum vorzustellen, wie schwer dieser Verlust wiegt, wenn man sich lange Zeit über sein glückliches Händchen in Sachen Geldanlage freuen durfte und zusehen konnte, wie das eigene Vermögen offensichtlich unermüdlich zu wachsen schien.
Vorwürfe gegen Apple
Ginge es nach Christodoulou, dann steht der Schuldige fest: Seiner Meinung nach hat es Apple verschlafen, die Betrugssoftware im Vorfeld ausfindig zu machen und aus dem App Store zu entfernen. Dass ihm so etwas widerfahren kann, hielt der Betroffene angesichts des scheinbar sicheren App Stores für schlicht unmöglich. Besonders sauer stößt ihm auf, dass die App bereits aus dem App Store entfernt wurde und es erneut dort hinein schaffen konnte. Doch wie schafft es überhaupt eine offensichtliche Kopie in den App Store und kann dort auf Beutezug gehen?
Bevor Apps im App Store landen, durchlaufen sie ein Zulassungsverfahren. Um nicht bereits im Zulassungsverfahren enttarnt zu werden, melden die Betrüger zuerst eine harmlose App an. Sobald die Zulassung erteilt ist, wird sie im Nachhinein zu einer Phishing-App geändert. Die zeitliche Verfügung im App Store ist in den meisten Fällen begrenzt, da der Betrug dann doch schnell wieder auffliegt. Wie der Fall von Christodoulou jedoch gezeigt hat, reicht es bereits aus, wenn die App nur kurze Zeit verfügbar ist.
Auch wenn Apple sich in der Zwischenzeit betroffen zeigt, eine Entschädigung wird Phillipe nicht erhalten. "Vertrauen bildet die Basis des App Store", so ein Sprecher. Apple beruft sich auf die hohen Sicherheitsstandards des App Stores, weist gleichzeitig jedoch auch auf die eigene Pflicht hin, persönliche Daten nur mit absolut vertrauenswürdigen Quellen zu teilen. Und wie uns die Vergangenheit gezeigt hat, gibt es im Internet keine hundertprozentige Sicherheit.
Frühere Rufe von Entwicklern nach einem verkürzten Zulassungsverfahren im App Store, könnten sich angesichts der Betrugsvorfälle als Fehler erweisen. Im aktuellen Fall ermittelt mittlerweile das FBI. Ob Christodoulou seine Bitcoins jemals wiedersehen, gilt als eher unwahrscheinlich.
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