Apple Store Verkäufer: Schlechte Bezahlung und keine Aufstiegschancen, dafür jedoch manchmal ordentliche Preisvorteile bei den Apple-Geräten
Ein aktuelles Interview mit einem ehemaligen Retail Store-Verkäufer wirft kein sonderlich gutes Licht auf die Arbeitsbedingungen in Apples Einzelhandelgeschäften. Kritisiert wird die schlechte Bezahlung ohne jede Boni, kaum Aufstiegschancen und eine sektenartige Atmosphäre. Jedoch sei das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern kollegial und die Rabattaktionen auf Apple-Produkte gleichen die Nachteile zum Teil aus.
Apple steht immer wieder mal wegen verschiedener Geschäftspraktiken in der Kritik. Sei es wegen der schlechten Arbeitsbedingungen bei den Auftragsfertigern wie Foxconn, der Steuervermeidungspraxis oder den Arbeitsbedienungen in den Retail Stores. So wurde Apple in der Vergangenheit vorgeworfen, dass in deutschen Retail Stores kurze Trink- oder Toilettenpausen nur schwer möglich sind, oder das Fehlen von Weihnachts- und Urlaubsgeld.
In eine ähnliche Richtung geht auch ein aktuelles Interview mit einem ehemaligen Retail Store Mitarbeiter aus Großbritannien, der dort über 4 Jahre lang als Verkäufer gearbeitet hatte. So ist die Bezahlung mit 8 britischen Pfund, was umgerechnet etwas über 10,50 entspricht, nicht angemessen, sodass sich die Mitarbeiter die verkauften Geräte praktisch gar nicht leisten können. Es sei denn, sie machen Schulden oder es gibt manchmal Rabattaktionen, wie beispielsweise bei der Einführung der Apple Watch.
Weiterhin gibt es keinerlei Bonus-System für besonders gute Verkäufer. Es sei egal, ob man an einem Tag ein iPhone oder ein Dutzend verkauft, einen Bonus gibt es dafür nicht. Ein extremer Fall war dabei, dass ein Retail Store-Verkäufer mit einem Kunden einen Vertrag über 100.000 Pfund abschloss und dafür nicht mehr als einen Handschlag von der Leitung der Niederlassung erhalten hatte.
Ein anderer Punkt sind die fehlenden Aufstiegschancen für Verkäufer in den Retail Stores. Zwar bietet Apple dafür ein Programm an, der interviewte Verkäufer sah in seinen 4 Arbeitsjahren jedoch nur einen aufgestiegenen Verkäufer, während die anderen 7 von anderswo angeworben wurden. Von den Teilnehmern des "Lead and Learn"-Programms, mit denen er noch in Kontakt stehe, habe es aber bisher noch keiner zu einer leitenden Position bei Apple geschafft.
Abgesehen davon kritisiert der anonyme ehemalige Verkäufer auch die kultartigen Zustände in den Retail Stores. So müssen Mitarbeiter vor der Einstellung eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen. Diese besagt zum Beispiel, dass die Mitarbeiter sich öffentlich auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. nicht über ihren Job in einem Retail Store äußern dürfen. Das Erstellen eines Selfies im blauen Apple-T-Shirt sei ebenfalls nicht erlaubt.
Jedoch war nicht alles schlecht, so der ehemalige Verkäufer. Die Atmosphäre unter den Mitarbeitern war kollegial und die schon erwähnten Rabattaktionen auf Apple-Produkte waren durchaus einzigartig. Erwähnt werden noch jede Menge weiterer Einzelheiten und Geschichten aus den über 4 Jahren als Verkäufer in einem Apple Retail Store und das ziemlich umfangreiche Interview ist durchaus in voller Länge lesenswert.
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