Der anhaltenden Lockdown in China könnte sich dramatischer auf die globalen Lieferketten auswirken als bisher angenommen. Davor warnen Experten aus der Industrie. Schon in den nächsten zwei Wochen könnte es so weit sein.
Wer im Online Store von Apple aktuell ein neues MacBook Pro bestellt, muss sich mit teilweise recht hohen Lieferzeiten abfinden. Für das 14 Zoll große Gerät gibt der iPhone-Hersteller den 28. Mai als frühestes Datum an. Die Lieferung könne sich jedoch auch bis zum 13. Juni hinziehen. Anders bei der 16-Zoll-Variante: Hier liegt man sogar bei Ende Juni.
Über die hohen Lieferzeiten des MacBook Pro haben wir bereits vor gut einer Woche berichtet. Die lange Wartezeit ist den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie geschuldet, der in den letzten Wochen zu einem Lockdown in China geführt hat. In den vom Lockdown betroffenen Gebieten befindet sich die Hälfte der chinesischen Apple-Zulieferer (via Nikkei Asia). Dort läuft die Produktion gerade mit angezogener Handbremse - doch es könnte noch schlimmer kommen.
Kompletter Ausfall droht
Nikkei Asia schreibt in einem weiteren Artikel (Paywall, via 9to5mac): Die Produktion in den betroffenen Gebieten könnte in den nächsten beiden Wochen komplett gestoppt werden. In den Werken von beispielsweise Pegatron, Quanta oder Compal Electronics, die für die Endmontage von Apple-Produkten zuständig sind, würden dann die Bänder stillstehen.
Wenn China den Lockdown nicht in spätestens zehn Tagen aufhebt oder in der Zeit sogar verschärft, würde das laut einem führenden chinesischen Tech-Managers zu drastischen Konsequenzen für die Lieferketten führen; diese könnten vollständig zum Erliegen kommen.
Warnung aus der Industrie
Wie eingangs erwähnt, betrifft der Lockdown nahezu die Hälfte der chinesischen Zulieferer von Apple:
"Laut einer Analyse der neuesten verfügbaren Lieferantenliste von Apple besitzen mehr als 70 Unternehmen Produktionsstätten in der Provinz Jiangsu, die den US-Technologieriesen direkt beliefern. Die meisten davon befinden sich in Kunshan und Suzhou, den beiden Städten in der Nähe von Shanghai. Weitere etwa 30 Apple-Zulieferer haben Einrichtungen in Shanghai selbst, dem jüngsten Epizentrum der COVID-19-Welle in China. Diese Lieferanten decken die gesamte Bandbreite ab, vom großen iPhone-Assembler Pegatron und dem iPad-Hersteller Compal Electronics bis hin zu Herstellern von Komponenten wie Displays, Leiterplatten, thermischen Teilen, Batterien und akustischen Komponenten.
Doch nicht nur die Fertigung ist betroffen, es herrscht auch ein Mangel an Kartons, Verpackungsmaterial und anderem Zubehör, wie der Leiter des Displayherstellers AU Optronics berichtet:
"Einige sehr grundlegende Materialien wie Kartons sind ernsthaft knapp. [...] Wenn Shanghai die Produktion bis Mai nicht wieder aufnehmen kann, werden alle Technologie- und Industrieunternehmen, die Lieferketten in der Region haben, vollständig zum Erliegen kommen."
Es hängt also alles von der chinesischen Regierung ab. Die nächsten Tage werden zeigen, wie man in Shanghai und den anderen betroffenen Gebieten mit der Eindämmung der Pandemie fortfährt.
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